Direktvermarktung durch stärkstes Kraftwerk Europas

Die gelungene Zusammenarbeit zwischen BMR und Statkraft, Europas größtem Direktvermarkter von Strom aus Erneuerbaren Energien, hat sich bis Norwegen rund gesprochen. Die norwegische Tageszeitung dagens næringsliv war zusammen mit Statkraft bei BMR zu Gast und hat sich über die Kooperation von BMR und Statkraft informiert. Der Artikel erschien am 02. März 2018 in Norwegen und ist hier in der  deutschen Übersetzung wiedergegeben:

Management des größten Kraftwerks Europas

Europas größtes Kraftwerk ist virtuell und wird von Statkraft gemanagt, mit weit über tausend deutscher Windkraft- und Solaranlagen. Aber die Einnahmen daraus sind ein Geheimnis.

Die Rotorblätter der Windturbinen drehen sich im sausenden Wind, der über die Ebenen vor Düsseldorf weht. Guido Rulands lehnt den Kopf zurück, um zu sehen, wie sich die Rotorblätter drehen, auf  200 Meter Höhe. „Die neuesten Turbinen produzieren zehnmal mehr Energie als zu Anfang“. Die Entwicklung sei gewaltig gewesen, sagt Rulands, der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft BMR.

In den letzten 15 Jahren hat er gemeinsam mit zwei Partnern 130 Wind- und Solarparks entwickelt und gebaut, vor allem in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, an der Grenze zu den Niederlanden. BMR und Rulands haben 29 Turbinen mit 72 MW in ihrem eigenen Portfolio, aber sie haben das Management  Statkraft übertragen. Sie sind nicht die einzigen. Der norwegische Energieriese steuert heute von seinem Hauptsitz in Düsseldorf aus, sein deutsches virtuelles Kraftwerk mit fast 10.000 Megawatt, überwiegend aus Windkraft.

Weltspitze

Die Kapazität entspricht einem Kraftwerk der Weltklasse und ist eindeutig das größte in Europa, mit mehr als der doppelten Kapazität des größten Kraftwerks in Deutschland, dem kohlebetriebenen in Neurath. Es entspricht fast der gesamten Wasserkraft von Statkraft in Norwegen oder zehn Mal der Windenergie, die Statkraft in Trøndelag ausbaut.

Die deutsche grüne Umstrukturierung, die Energiewende, hat Wind- und Solarenergie zu immer wichtigeren Energiequellen gemacht. Im vergangenen Jahr erzeugten Solar- und Windenergie mehr als 25 Prozent der Stromerzeugung in Europas größter Volkswirtschaft. Wenn ein Teil des Stroms zunehmend aus Sonne und Wind erzeugt wird, gibt es große Schwankungen der deutschen Strompreise. In Zeiten starken Windes und geringer Nachfrage hat es gelegentlich negative Preise gegeben, das heißt, Stromerzeuger mussten ihre Kunden die Abnahme ihres Stroms bezahlen.

Um den Strom so effizient und stabil wie möglich zu verwalten, mussten die Entwickler in den letzten Jahren den Strom aus erneuerbaren Energien an Energieunternehmen verkaufen, die die Kapazitäten vieler verschiedener Hersteller verteilt auf großen Gebieten ausgleichen kann. Auf diese Weise können sie wenig Sonne mit viel Wind von einem anderen Ort ein wenig ausgleichen. Wenn es nicht ausreichend bläst oder nicht genug Sonne gibt, muss das Netz mit mehr Strom aus Kohle oder Gas ausgeglichen werden.

Statkraft ist am besten

Es gibt viele, die unseren Strom haben möchten und die Preisdifferenz zwischen den Akteuren ist nicht so groß. „Aber wir bevorzugen Statkraft, weil ihr System verständlich und einfach zu handhaben ist „, sagt Rulands, während sein technischer Chef, Jacob Beißer, nickt. „Und dazu kommt, dass Statkraft solide ist und dem norwegischen Staat gehört. Damit ist ein Konkurs wie es bei anderen Akteuren passiert ist, ausgeschlossen“ , sagte Rulands.

Für die von ihnen selbst betriebenen Windparks sind BMR und Rulands mit Statkraft Verträge über eine Laufzeit von fünf Jahren eingegangen, die den Strom ihrer Turbinen ans Netz bringen. Von Statkrafts Leitwarte in Düsseldorf werden Signale gesendet, die Turbinen bedarfsgerecht hoch- und runterfahren und sich auch per Sekunde schließen lassen. Für die Eigentümer von Kraftwerken spielt das keine Rolle, sie erhalten trotzdem eine garantierte Vergütung.

Größter in Deutschland

 „An einem Tag mit viel Wind können wir in Deutschland zehn Prozent des gesamten gelieferten Stroms liefern“, sagt Andreas Bader, Leiter Vertrieb und neue Produkte bei Statkraft Markets in Düsseldorf. Damit ist Statkraft deutlich der Größte auf dem deutschen Absatzmarkt, vor der deutschen E.ON, die mit 6000 MW die Nummer zwei ist.

IT-Unternehmen Statkraft

 „Ich arbeite nicht für ein Energieunternehmen, ich arbeite in einer IT-Firma. Das nächste ist, für Tesla die Steuerung der Batterie zu übernehmen“, sagt Bader. Er zeigt auf dem Operations- und Handelsraum in Düsseldorf herum, dem Herzstück des kontinentalen Handels von Statkraft, mit 120 Händlern, die jeweils bis zu sechs Bildschirme vor sich haben.

Sie sind Programmierer und Analytiker aus allen Teilen der Welt, die überwiegende Mehrheit Männer, viele mit Master- und Doktortiteln in Astrophysik, Mathematik und IT. 40 davon arbeiten mit dem virtuellen Kraftwerk.

Die Aufgabe von Statkraft besteht darin, das Gleichgewicht zwischen den Angeboten aus 1300 Windkraft- und Solarstromproduzenten mit der Nachfrage von Kunden in 100 Netzwerkunternehmen und vier zentralen Netzbesitzern zu finden, wobei sich das Wetter fortwährend ändert, über den Tag, die ganze Woche und im Laufe des ganzen Jahres.

Wenn Wind, Sonne und Wasser nicht ausreichen, ist es wichtig, Gas oder Kohle im Netz zu haben. Jedes Quartal gibt es Auktionen, bei denen Preis und Kapazität festgelegt werden. Über- und Unterschreitungen müssen zurückgekauft werden. Statkraft erhält einen kleinen Anteil pro MWh, den sie für ihre Kunden verkaufen.

Wetter, Wetter, Wetter

Der Prozess ist zu schnell für das menschliche Gehirn, also überlassen wir es den Computern. Einer der schwierigsten  ist die Wetterprognose. Wir arbeiten mit sieben verschiedene Lieferanten,  verwenden darauf viel Zeit, setzen viele Leute und viel Geld ein, um das Wetter vorherzusagen, damit wir das Beste auf Nachfrage und Angebot bekommen können. Wir treffen nie ganz genau, aber wir werden ständig besser.

Bader erzählt uns von einer Nachtschicht vor fünf Jahren, an einem Weihnachtsabend mit starkem Wind und reduzierter Produktion in der Industrie und der Verbrauch damit niedrig war. Der Preis endete bei minus 400 Euro pro MWh. „An einem Tag mit starkem Wind ersparen wir den Kommunen jetzt fünf Millionen Euro, indem wir negative Preise vermeiden“, sagt Bader.

Als der Handel vor fünf Jahren in Düsseldorf begann, kam das Know-how von Statkraft aus Oslo, wo es langjährige Erfahrung im Handel auf dem nordischen Strommarkt gab. Wenn die Fosen-Windparks ab 2019 den Betrieb aufnehmen sollen, werden die Düsseldorfer Mitarbeiter nach Norwegen reisen und ihren Kollegen beibringen, wie der Strommarkt mit viel Wind umgeht. Nur ein Norweger arbeitet im Handelsraum, Endre Skeie – ziemlich frisch von NTNU (Norwegian University of Science and Technology)-, der von einem Tag auf den anderen, Intraday-Handel betreibt.

”Das ist ziemlich cool. Kein Tag gleicht dem anderen“, sagt Skeie. Er sagt, dass er an einem Tag mit starkem Wind 8000 MW verkaufen kann und möglicherweise einen Teil zurückkaufen muss, weil es weniger Wind gibt als vorhergesagt. „Du bist beschäftigt mit dem Wetter, sozusagen. Da bleibt zu hoffen, dass du schneller reagierst als der Markt.“

Ertrag unter Verschluss

Was Statkraft mit  seinem virtuellen deutschen Kraftwerk verdient, lässt sich aus Statkrafts Bilanzen nicht ersehen und das Unternehmen gibt nicht mehr preis. Es gibt kaum ein größeres Geschäftsfeld innerhalb des Statkraft-Marktbetriebs, das so einträglich ist. Damit reduziert sich das Risiko für alles anderen, was im Düsseldorfer Handelsraum passiert. – Für uns ist das ein Milliardengeschäft. (Anmerkung pjo: Dies bezieht sich auf den gesamten Umsatz!)

„Die Wertschöpfung liegt darin, gute Wettervorhersagen zu treffen und so die bestmögliche Ausgleichsenergie bereitzustellen, wenn nicht 100 Prozent erreicht werden „, sagt Christian Rynning-Tønnesen, CEO von Statkraft. Das staatliche Energieunternehmen ist einer der größten im Stromhandel in Europa. Neben dem Kauf und Verkauf von physischer Energie, werden Finanzterminkontrakte für Strom, Gas, Kohle, erneuerbare Zertifikate und CO2-Quoten in Milliardenhöhe abgewickelt, sowohl für sich selbst als auch für Kunden.

Der Handel wird immer mehr durch Algorithmen unterstützt mit Hilfe von Computerprogrammen. Umfassende Fortschritte im Handel konnten in weiteren Städten Europas erzielt werden, dazu auch in Brasiliens Rio, San Francisco an der Westküste der Vereinigten Staaten und in Neu-Delhi, Indien. Insgesamt erzielten die Marktaktivitäten aus dem operativen Geschäft einen Milliardengewinn im Vorjahr.

Dies wurde sehnsüchtig erwartet, denn der gleiche Geschäftsbereich hat 2016, aufgrund von nicht realisierten Energieverträgen,  mit 758 Millionen Verlust abgeschlossen.

 

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